„Respekt ist das schönste Nebenprodukt der Inklusion“

Engagement am 12.12.2017

Inklusion ist ein großes gesellschaftliches Thema. Auch Menschen mit Behinderung haben das Recht auf eine gleichberechtigte Teilhabe und auf ein selbstbestimmtes Leben. Diwa setzt auf Chancengleichheit bei der beruflichen Entfaltung. Doch wie funktioniert die Praxis? Wir haben mit Andrea Klausmann, der Leiterin des kaufmännischen Bereichs der Geschäftsstelle München, gesprochen.
Wir sprechen oft darüber, Menschen mit Behinderung in die Beschäftigung zu bringen. Doch wie sieht die Praxis aus?
Die Kandidaten bewerben sich und wenn sie für den Job geeignet sind, werden sie auch eingestellt. Es ist wirklich ein ganz normaler Prozess.
So einfach?
Sicherlich muss man einige Barrieren bekämpfen, doch oft sind sie nur in den Köpfen. Es sind die unterschiedlichsten Leiden, Beschwerden oder Gebrechen, die vom Gesetzgeber als Behinderung eingestuft werten. Eine Krebserkrankung oder Asthma gehören ebenso dazu, wie eine körperliche Einschränkung. Jede Behinderung hat ihre eigene Geschichte. Das sprichwörtliche Schubladendenken funktioniert im Bereich der gelebten Inklusion nicht.
Wie offen gehen die Kandidaten mit ihrer Behinderung um?
Nach meiner Erfahrung ist der Umgang eine sehr offene. Die Kandidaten kennen die eigenen Grenzen der Belastbarkeit und sprechen häufig direkt darüber. In den meisten Fällen bedeutet eine Behinderung nicht automatisch auch die Eingeschränktheit in der Ausführung der Arbeit. Ein Beispiel: Wenn jemand im Rollstuhl sitzt, kann derjenige dennoch einen fantastischen Job in einem Vertriebsinnendienst verrichten! 
Und wie funktioniert die Kommunikation mit den Kunden?
Wir machen auf das offen kommunizierte Handicap aufmerksam. Transparenz hilft nach meiner Erfahrung allen Beteiligten. 
Wo braucht man eine größere Sensibilität um das Thema zu platzieren?
Ich würde sagen, die brauchen wir eher bei den Kunden. Von einem Personaldienstleister erwartet man absolute Perfektion. Es muss zudem auch gerne alles schnell gehen. Wenn wir einen geeigneten Kandidaten mit einer Behinderung vorschlagen, bedarf es oft einer Überzeugungsarbeit. Die Mühe zahlt sich aber aus. Menschen mit Behinderung sind nach meiner persönlichen Erfahrung sehr dankbare, fleißige und treue Mitarbeiter! 
Sie haben eine persönliche Leidenschaft  für das Thema?
Das Abitur habe Ich in einer Inklusions-Klasse gemacht. Es war ein Projekt an meiner Schule mit normal hörenden und stark schwerhörigen Schüler. Die Parallelklasse bestand ausschließlich aus gehörlosen Mitschülern. Viele aus meinem Jahrgang waren darauf angewiesen, von den Lippen zu lesen. Das geht natürlich nicht bei Dialekten und Mundarten. Alle waren angehalten ein sehr deutliches Hochdeutsch zu sprechen. 
Sprechen Sie als Bayerin kein Bayerisch?
Doch, natürlich! Aber aus Respekt vor unseren Mitschülern haben wir uns alle um die Verständlichkeit bemüht. Wir haben aufeinander achtgegeben. Unsere Schule war wirklich ein besonderer Ort:  Bei uns gab es keine Schikane, jeder wurde wertgeschätzt. Respekt ist das schönste „Nebenprodukt“ der Inklusion.
Was haben Sie damals für sich persönlich gelernt?
Feinfühligkeit, Empathie und Vorurteilslosigkeit. Als Teenager saßen wir auch mal mit Ohrenstöpsel in der Klasse um uns in die Situation unserer Mitschüler zu versetzen. Dieses Rollenspiel sollte jeder ausprobieren, der defizitär denkt. 
Was würden Sie den Kollegen in den Geschäftsstellen mit auf den Weg geben?
Man sollte keine Angst von dem Thema haben. Mit Offenheit und Feingefühl kommt man immer weiter. Wir können auf diese Fachkräfte nicht verzichten!
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